Wingertsches Erb

Entschleunigte Mähmaschinen

Elke und Sonja Jansen haben die artgerechte Haltung von Alpakas in mehreren Vorbereitungskursen erlernt.

Es gibt kaum etwas Besseres, um den Alltag hinter sich zu lassen, als ein Spaziergang in der Natur; gerade in den vergangenen beiden Jahren ist das vielen Menschen wieder bewusst geworden. Vor allem, wenn man dabei mit einem guten Zuhörer über Sorgen und Hoffnungen sprechen kann. Gedanken werden sortiert, Gefühle verarbeitet, Sorgen vertrieben, der Kopf im wahrsten Sinne des Wortes ausgelüftet, die Seele entschleunigt. Jemand wie Charlie ist wie dafür gemacht: mit seinen sanften Augen unter den langen Wimpern, dem milden Lächeln, das die weichen Lippen umspielt. Er liebt lange Spaziergänge, mag Kinder und ist ein endlos geduldiger Zuhörer – und er frisst Elke Jansen, der Geschäftsführerin des Hof-Café Wingertsches Erb, wortwörtlich aus der Hand. Genau wie die sieben weiteren Alpakas, die sich seit einiger Zeit auf der Wiese des Bauernhofes tummeln.

Ursprünglich ging es um Rasenpflege. „Wir hatten diese leerstehenden Wiesen, die gemäht werden mussten“, erinnert sich Jansen, „und Alpakas sind richtige Fressmaschinen. Anders als Schafe laufen sie aber nicht vor Streicheleinheiten davon.“ Dass sie auch noch umweltschonender sind als die elektrische Alternative, ist ein weiterer Pluspunkt: „An Alpakas ist einfach nichts auszusetzen“, lacht die pragmatische Geschäftsführerin. Als sie und ihre Schwiegertochter Sonja anfingen, sich auf den tierischen Zuwachs vorzubereiten, gab es noch keine weiteren Pläne für die Paarhufer. „Ein Züchter hatte uns zwar schon von Alpaka-Wanderungen erzählt, aber wir hatten noch keine Vorstellung davon, wie das aussehen sollte“, erzählt Elke Jansen.

Wie damals, als im Hofladen des Wingertschen Erb immer häufiger nach einer Gelegenheit zum Kaffeetrinken gefragt wurde und daraufhin das Hof-Café entstand, reagierte die Geschäftsfrau auch hier flexibel. Nachdem Hofgäste mehrfach den Wunsch geäußert hatten, den sanftmütigen Tieren näherzukommen, entschloss sich Jansen, verschiedene Möglichkeiten der Begegnung anzubieten. Wie zum Beispiel die Glühweinwanderung, von November bis März: Gemeinsam mit den Tieren geht es nachmittags ab 16 Uhr auf eine große Runde um den Hof, um dann im Anschluss einen heißen Glühwein oder Kinderpunsch und ein Würstchen am Hof-Café zu verzehren. Auch für das weitere Jahr sind Spaziergänge geplant, die für alle Besucher offenstehen.

Wer eine Alpaka-Wanderung als besonderes Familienfest, als Betriebsfeier oder ungewöhnlichen Junggesellen-Abschied in Erwägung zieht, kann telefonisch eigene Termine mit Jansens und ihren exotischen Wiederkäuern machen. „Es sollten nur mindestens drei Personen mit auf die Wanderung gehen“, erläutert Elke Jansen, „damit wir die Gruppe nicht trennen müssen.“ Gemeinsam mit den geschulten Jansen-Frauen gehen die Gäste üblicherweise um 13 Uhr auf eine zweistündige Runde, bei der das gemütliche Tempo der liebenswürdigen Tiere den Ton angibt. „Wir hören immer wieder, wie angenehm unsere Besucher die Entschleunigung durch die Alpakas empfinden“, schildert Sonja Jansen die Erfahrungen der letzten Monate.

Die Mutter zweier Kinder hat neben den Kursen, wie Alpakas artgerecht gehalten und gepflegt werden, auch Fortbildungen zur Begleitung tiergestützter Aktivität absolviert und wird diesen Aspekt auch in zukünftigen Weiterbildungen vertiefen. Denn dass die Begegnung mit den Tieren mehr als nur ein Zeitvertreib ist, ist den Frauen früh klar geworden. Nach den vergangenen zwei Jahren, in denen vor allem Kinder viele Ängste und Einschränkungen erlebt haben, wirkt eine Alpaka-Wanderung geradezu heilsam. Zwar dürfen Kinder unter 16 Jahren die Tiere nicht allein ausführen, doch auch in einer Gruppe mit den Eltern, unter der qualifizierten Aufsicht von Sonja Jansen, öffnen die freundlichen Fellträger manche Schleusen. „Wenn Sie Kindern sagen, dem Alpaka kannst du auf dem Spaziergang alles erzählen, dann schütten die oft ihr Herz aus – das ist schon bewegend“, gesteht Elke Jansen gerührt.

Die Alpakas haben es auf dem Wingertschen Erb zu Starruhm gebracht: auf Schokolade verewigt!

Für einen ersten Kontakt mit etwas mehr Abstand bietet Familie Jansen die Wiese bei der Alpaka-Weide als Picknick-Platz an. Besucher können sich mit mitgebrachten Speisen oder Kaffee und Kuchen aus dem Hof-Café auf der Wiese niederlassen und über den trennenden Zaun hinweg eine erste Annäherung an Charlie, Piet, Carlsson und die anderen wagen. In den zwei Stunden, die die Gäste dort verweilen können, werden die neugierigen Neuweltkamele mit Sicherheit einen Blick riskieren wollen und vielleicht etwas vom bereitgestellten Futter aus der Hand annehmen.

Um die acht neuen Mitbewohner einem größeren Publikum vorzustellen, haben sich Elke und Sonja Jansen für den Ostersamstag noch eine besondere Veranstaltung ausgedacht. „Für Kinder zwischen drei und acht Jahren findet auf der vorderen Wiese ein Puppentheater statt“, kündigt Sonja Jansen an. „Die Alpakas werden hinter dem Zaun auf der anderen Wiese bleiben, sodass die Eltern ihre Kinder ganz unbesorgt laufen lassen können. Nach dem Theaterstück gibt es eine Ostereiersuche mit den Kindern, bei der es eine Alpaka-Wanderung für die ganze Familie zu gewinnen gibt!“ Ab Anfang März ist der Ticketverkauf geplant. Den glücklichen Gewinnern kann schon jetzt gratuliert werden, denn Zeit mit einem guten Typen wie Charlie und seinen Kumpanen verbringen zu können, das ist ganz sicher Grund zur Freude.

Hof-Café Wingertsches Erb
Unterweiden 161
47918 Tönisvorst
Telefon: 02151-790904
E-Mail: 
wingertsches-erb@t-online.de
wingertsches-erb.com

Öffnungszeiten für das Hof-Café:
Samstag, Sonntag und Feiertage: 9.30 – 18.00 Uhr
Mittwoch: 12.00 – 18.00 Uhr
Donnerstag und Freitag: 14.00 – 18.00 Uhr
Oder nach Vereinbarung.
Sonntag ab 9.30 Uhr Frühstücksbuffet. Anmeldung erbeten!

Artikel teilen: